Bergbau-Stoffwechsel. Gemeinsame ortsbezogene planetarische Praktiken für das Anthropozän
PhD Projekt von Carlina Rossée (seit April 2024)
Dieses Promotionsprojekt ist in transdisziplinären kollektiven Praktiken verwurzelt und geht von Bergbaustandorten in Deutschland aus, der Harzregion, dem Erzgebirge und den Braunkohlerevieren der Lausitz. Ausgehend vom Konzept des Stoffwechsels aus der Biologie und der politischen Ökologie spürt ihre Forschung neuartigen Ökologien über die Ströme von Energien und Epistemologien, Materialitäten, Infrastrukturen, kulturellen Erinnerungen, Toxizitäten, Affekten und Ästhetiken nach, die entstehen und aus denen heraus sie daran arbeitet, neue, sinnvolle Untersuchungsmethoden zu entwickeln.
Die Dissertation befasst sich mit regionalen Ethnografien und beleuchtet, wie sich bestimmte Mineralvorkommen wie Silber, Kupfer, Braunkohle und Uran zu spezifischen Technologien, Ökonomien sowie sozialen Konstruktionen, kollektiven Identitäten und Kulturen entwickelt haben. Jeder dieser Wege führt zu einer spezifischen Methode und einer Reihe transdisziplinärer Ansätze, die unter anderem (Geo-)Anthropologie, kritische Geographie, politische Ökologie, Erd- und Biowissenschaften, Umweltgeisteswissenschaften, Wissenschaftsgeschichte, Aktivismus und künstlerische Forschung miteinander verbinden. Während die Besonderheiten der kosmologischen und technologischen Veränderungen, die diese Materialitäten umgeben, dargelegt werden, wird eine Reihe von „vertikalen“, situierten Untersuchungen ein transhistorisches „horizontales“ Netzwerk von Beziehungen zwischen Bergbaugebieten eröffnen. Ziel ist es, die Perspektiven auf die sozio-ökologischen Belastungen zu erweitern, die industrielle Bergbaugebiete innerhalb und außerhalb vergangener und zukünftiger Übergänge mit sich bringen, während aus ökofeministischer Sicht Praktiken der Reparatur und Regeneration erforscht werden.
Seit 2022 hat Carlina den Übergang des Projekts in die Anthropocene Commons, eine selbstorganisierte, offene Gemeinschaft von Forschenden, Pädagog:innen, Aktivist:innen, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen, die gemeinsam Praktiken für transformative Pädagogik und kollektives Handeln entwickeln und erforschen, ermöglicht und leitet nun den Vorsitz.
Es handelt sich um die kollektive Praxis, die mit den Anthropocene Commons verfolgt wird, einer weltweiten Gemeinschaft von Forschenden, Pädagog:innen, Aktivist:innen, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen, die aus dem Anthropocene Curriculum hervorgegangen ist, einer Plattform für transformative Wissenspraktiken im Anthropozän (initiiert vom Haus der Kulturen der Welt und dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin).
Dieses transdisziplinäre Netzwerk wird in diesem Promotionsprojekt methodisch reflektiert und erweitert, wobei der Schwerpunkt auf lokalen Landschaftsformen der Rohstoffgewinnung liegt. Die Dissertation aktiviert das Anthropozän als Grundlage für gemeinsame ortsbezogene planetarische Praktiken und zielt darauf ab, transdisziplinäre Methoden für das gemeinsame Lernen mit und innerhalb der sich wandelnden Ströme und Beziehungen des Planeten zu entwickeln und so zur Entwicklung neuer Ansätze für die Anthropozänforschung und Geoanthropologie beizutragen.