WE-Heraeus Symposium: Revisiting the History of Quantum Physics
- Beginn: 05.11.2025 10:00
- Ende: 07.11.2025 13:00
- Vortragende(r): Various
- Ort: WissenschaftsForum Berlin
- Gastgeber: MPI GEA, Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung
- Kontakt: rennoffice@gea.mpg.de
Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Quantentheorie bringt dieser internationale Workshop weltweit führende Expert:innen zusammen, um die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Geschichte der Quantenphysik zusammenzufassen. Der Workshop befasst sich mit zentralen Themen wie der Entstehung der Quantenmechanik, ihren sozialen, kulturellen und institutionellen Kontexten, Interpretationsdebatten, der Rolle von Frauen in diesem Bereich und der Ausweitung der Quantentheorie nach dem Krieg auf Bereiche wie Quantenfeldtheorie, Physik der kondensierten Materie und Quanteninformation. Die Veranstaltung bietet die Gelegenheit, das vergangene Jahrhundert neu zu bewerten und eine zukünftige Forschungsagenda für die Geschichte der Quantenphysik zu entwerfen.
Die Quantenrevolution und das Anthropozän - Text von Prof. Dr. Jürgen Renn
Das Jahr 2025 wurde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr der Quantenwissenschaft und -technologie[1]erklärt, „in Anerkennung der Tatsache, dass das Jahr 2025 mit dem 100. Jahrestag der Entwicklung der Methoden der Quantenmechanik zusammenfällt, die zu ihrer heutigen Bedeutung in Wissenschaft und Technologie geführt haben“ (Vereinte Nationen 2024). Dieser Anlass bietet eine gute Gelegenheit, die lange Geschichte der Quantenmechanik von ihren Anfängen um 1900 bis zur zweiten Quantenrevolution in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die die Grundlage für ihre heutige Bedeutung in Wissenschaft und Technologie bildet, noch einmal Revue passieren zu lassen.
Die Quantenrevolution exemplifiziert, wie wissenschaftliche Revolutionen tatsächlich ablaufen: nicht als plötzliche Paradigmenwechsel, sondern als langwierige Prozesse der Wissenstransformation, bei denen die radikalsten Konsequenzen oft erst Jahrzehnte später erkannt werden. Diese Erkenntnis ist direkt auf die Anthropozän-Forschung übertragbar, wo wir ebenfalls mit einer epochalen Transformation konfrontiert sind, deren volle Tragweite sich nur allmählich erschließt.
Sowohl in der Quantenmechanik als auch in der Anthropozän-Forschung wird der Beobachter zu einem integralen Bestandteil des beobachteten Systems. Die Quantenphysik lehrt uns, dass die Trennung zwischen Subjekt und Objekt der Erkenntnis fundamental problematisch ist. Ähnlich zeigt die Anthropozän-Forschung, dass der Mensch nicht mehr externer Beobachter der Natur ist, sondern zu einem geologischen Faktor geworden ist, der das System, das er zu verstehen sucht, fundamental verändert.
Die "Zweite Quantenrevolution" (ab den 1950er Jahren) ermöglichte Technologien wie Quantencomputing und Quantenkryptografie, die unsere Informationsgesellschaft grundlegend verändern werden. Diese technologischen Entwicklungen sind zentral für das Verständnis des Anthropozäns als techno-sozialer Transformation und demonstrieren, wie wissenschaftliche Grundlagenforschung mit erheblicher Verzögerung gesellschaftsverändernde Wirkung entfalten kann.