Ausgrabungen entdecken die bislang ältesten Werkzeuge der Oldowan-Kultur

27. Juni 2023

Neben der Beherrschung des Feuers und der Erfindung des Rades, zählt die Entwicklung von Steinwerkzeugen mit zu den wichtigsten Entwicklungsschritten in der Menschheitsgeschichte. Zwar werden diese Erfindungen allesamt einer Gattung des Homo zugeschrieben. Jüngere Forschungen werfen jedoch Fragen auf, wer tatsächlich hinter der Werkzeugherstellung und -nutzung steht.

In einem kürzlich in Science veröffentlichten Artikel berichtet ein internationales Forscherteam über die ältesten bisher entdeckten Oldowan-Werkzeuge, die die frühesten Daten für diese Technologie um etwa 300.000 Jahre nach hinten verschieben und die früheste bekannte geografische Reichweite um mehr als 1.300 Kilometer erweitern. Ausgrabungen in Nyayanga, Kenia, liefern neue Informationen darüber, wie die Werkzeuge verwendet wurden und in welcher Umgebung sie zum Einsatz kamen. Die Entdeckung von Backenzähnen des Homininen Paranthropus sp. deutet darauf hin, dass die Oldowan-Werkzeuge auch von diesem ‚Cousin‘ der Gattung Homo verwendet worden sein könnten.

Die ca. 2,6 bis 3 Millionen Jahre alten Knochen wurden neben den Knochen von Nilpferden gefunden. Die Knochen der Tiere selbst wiesen Schnittstellen und weitere Anzeichen einer Schlachtung auf. Die weitere Analyse der Abnutzungsmuster der 30 Steinwerkzeuge zeigt, dass die Menschen an diesem Ort die Werkzeuge zum Stampfen, Schaben und Schneiden von Tieren und Pflanzen verwendeten.

„Die in Nyayanga dokumentierten Verhaltensweisen sind mindestens 600.000 Jahre älter als frühere Belege für die Verarbeitung von Kadavern der Megafauna sowie der damaligen Flora und liegen damit deutlich vor der Zunahme der absoluten Gehirngröße, die bei der Gattung Homo nach 2 Millionen Jahren dokumentiert wurde“, erklären die Forschenden.

Obwohl die Autoren nicht endgültig beweisen konnten, dass die Werkzeuge von Paranthropus hergestellt oder benutzt wurden, bleibt die Entdeckung der ältesten bekannten Paranthropus-Überreste an einem Fundort mit Hunderten von Steinartefakten und Tausenden von Tierresten weiterhin spannend.

Dr. Rahab Kinyanjui, Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Geoanthropologie, analysierte die mikroskopischen Pflanzenstrukturen an der Fundstelle, die so genannten Phytolithen, um die Lebensräume der frühen Werkzeugnutzer zu rekonstruieren.

„Oldowan-Stätten wurden sowohl in grasbewachsenen als auch in bewaldeten Lebensräumen gefunden, wobei diese speziellen Werkzeuge aus einer Mischung von beidem stammen“, so Kinyanjui. „Dies deutet darauf hin, dass diese Technologien recht vielfältig einsetzbar waren und Lebensmittel mit unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften in verschiedenen ökologischen Umgebungen verarbeiten zu können.“

Die Entdeckung von Oldowan-Werkzeugen, die deutlich älter und weiter von den nächsten bekannten Artefakten entfernt sind, deutet darauf hin, dass es noch viel über die menschliche Geschichte und die Entwicklung unserer Art und Kultur zu lernen gibt. Da die Erforschung der Vergangenheit zunehmend interdisziplinär wird, hoffen die Autoren, dass künftige Studien weiterhin Lücken in den räumlichen und zeitlichen Daten schließen werden, was ein besseres Verständnis der evolutionären Abläufe ermöglicht und ein lebendigeres Bild der Vergangenheit schafft.

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