Sibirische Steppenreiter - eine der Top 10 archäologischen Entdeckungen des Jahres 2024
Einer internationalen Studie von Gino Caspari, Forscher am Max-Planck-Institut für Geoanthropologie, gelang es, die kulturelle Herkunft der Skythen auf Sibirien zurückzuverfolgen und zählt zu den Top 10 der archäologischen Entdeckungen im Jahr 2024
Auf der Suche nach den Ursprüngen der Skythen, fanden Archäologen bei Ausgrabungen am 2800 Jahre alten Tunnug 1 Grabhügel in Tuva, Südsibirien, Spuren von Menschen- und Pferdeopfern. Die im Oktober 2024 im Magazin Antiquity veröffentlichte Entdeckung gilt als wichtiger Schlüssel zur Klärung der rätselhaften Herkunft der Skythen Osteuropas.
Die Skythen der eurasischen Steppen sind berühmt für ihren Lebensstil als Reitervolk und bekannt für eindrucksvolle künstlerische Darstellungen ihrer Tiere, dem skythischen Tierstil. Während ihr Leben in der Pontokaspis in der heutigen Ukraine und im Südwesten Russlands gut dokumentiert ist, blieben ihre kulturellen Wurzeln bislang ungeklärt.
„Die Reiter der Skythen beflügeln unsere Vorstellung schon seit Herodot“, so Dr. Gino Caspari, Hauptautor der Studie vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie und der Universität Bern. „Unsere Funde führen ihre kulturellen Wurzeln auf die östlichen Steppen Eurasien zurück und enthüllen Verbindungen zu den frühen Reitervölkern in der Mongolei.“
Bei Tunnug 1, einem der größten und ältesten Grabhügel in der eurasischen Steppe, entdeckten die Forschenden Überreste von Menschen und Pferden, die vermutlich zu Ehren eines hochrangigen Mitglieds geopfert wurden. Daneben fanden sich weitere für die Skythen typische Artefakte sowie Reitzeug, was diese Stätte zu einer der ältesten Exemplare für die Bestattungsriten der Skythen macht. Die Funde deuten darauf hin, dass die Herkunft der Skythen weiter östlich als ihr späteres Kerngebiet in Osteuropa liegt. Parallelen zu spätbronzezeitlichen Bestattungspraktiken in der Mongolei sprechen außerdem dafür, dass die skythischen Bestattungsbräuche tief in den Reiterkulturen Innerasiens verwurzelt sind.
„Unsere Entdeckungen zeigen, wie wichtig Tuva für die eurasische Frühgeschichte war, mit Zentralasien als bedeutendem Element des frühen kulturellen Austauschs und betonen die Bedeutung von Bestattungsriten für die politische und kulturelle Landschaft der eurasischen Steppe“, fügt Caspari hinzu.