Interaktionen zwischen Menschen und Tieren in Amerika in der Vergangenheit

Dieses Projekt untersucht die langfristige Entwicklung der Mensch-Tier-Interaktionen in ganz Amerika und erforscht, wie sich frühe menschliche Populationen an vielfältige und oft extreme Lebensräume angepasst haben, wie sie die endemische Fauna beeinflusst haben, wie sie tierische Ressourcen genutzt und bewirtschaftet haben und wie sie mit Umweltveränderungen umgegangen sind. Um diese Fragen zu beantworten, führen wir groß angelegte zooarchäologische, paläoproteomische (Zooarchäologie mittels Massenspektrometrie: ZooMS) und Stabilisotopenanalysen von Faunenassemblages aus mehreren archäologischen Fundstätten in Nord- und Südamerika durch, die vom späten Pleistozän bis zur Mitte des Holozäns reichen.
In Nordamerika untersucht unsere Forschung die kulturelle Vielfalt, Widerstandsfähigkeit und Anpassung an Umweltveränderungen während des Übergangs vom späten Pleistozän zum frühen Holozän. Durch die Analyse von Tierresten aus der Cooper's Ferry/Nipéhe-Stätte, die sich im Heimatgebiet der Nez Perce befindet, wollen wir Einblicke in traditionelle Subsistenzpraktiken und Lebensweisen gewinnen. Diese Arbeit wird in enger Zusammenarbeit mit dem Stamm der Nez Perce durchgeführt, um einen gegenseitigen Wissensaustausch, gemeinsame Entscheidungsfindungen und die Einbeziehung traditioneller Perspektiven der Nez Perce in unsere Interpretationen zu gewährleisten.
In Südamerika untersuchen wir die Anpassungsfähigkeit einiger der ersten menschlichen Bewohner:innen neotropischer Lebensräume durch die Analyse von Tierresten aus der spätpleistozänen Fundstätte Lapa do Boquete in Brasilien. Darüber hinaus untersuchen wir den Übergang zu sesshaften Siedlungen im frühen bis mittleren Holozän sowie Veränderungen in der Nahrungsmittelproduktion und Tierhaltung an der Alcaparros-Fundstätte in Kolumbien. Um die Effektivität von ZooMS im südamerikanischen Kontext zu verbessern, werden wir Referenzmarker für eine größere Bandbreite archäologisch wichtiger Taxa (z. B. Faultiere, Gürteltiere, Ameisenbären, große Nagetiere) entwickeln und damit das Potenzial von ZooMS für die Identifizierung von Fauna im südamerikanischen Kontext erweitern.